Arbeit, fertig, los

Kulturlandsgemeinde 2011, Herisau und St. Gallen

Arbeit gestern und heute, Sinn von Arbeit und Sorgen, Arbeit und Kunst und Fragen für morgen

Das poli­tisch-kul­tu­relle Mini­fes­ti­val widmete sich 2011 breit und viel­fäl­tig der Arbeit: dem Wandel von Arbeits­wel­ten, der unauf­halt­sam schei­nen­den Ent­wick­lun­gen der Märkte, der Über- und Unter­for­de­rung am Arbeits­platz, der Arbeit als Quelle von Inspi­ra­tion und Kre­a­ti­vi­tät, dem Ver­hält­nis von Kunst und Arbeit, von Ori­gi­na­li­tät und Repro­duk­tion. Arbeit stiftet Sinn, gibt Ori­en­tie­rung und schafft Werte. Arbeit ist Quelle des Glücks, für die einen. Andere leiden unter dem wach­sen­den Druck am Arbeits­platz, unter zuneh­men­der Hektik, Mono­to­nie und feh­len­der Wert­schät­zung. Die Kul­tur­lands­ge­meinde 2011 führte am Samstag bei der HUBER+­SUH­NER AG in Herisau und am Sonntag im Sit­ter­werk in St.Gallen Exponent:innen aus Wirt­schaft, Politik und Wis­sen­schaft, Künstler:innen und Beurfs­leute aus unter­schied­lichs­ten Branchen zusammen.

2011 wurde die «kleine Kul­tur­lands­ge­meinde» zur «Kul­tur­lands­ge­meinde Appen­zell Aus­serr­ho­den» und trat mit neuem Erschei­nungs­bild auf. Seither beglei­ten die geschnitz­ten Pik­to­gramme von Angela Kuratli jede Kul­tur­lands­ge­meinde und machen das jewei­lige Thema visuell greifbar, lösen Asso­zia­ti­o­nen aus oder lassen schmun­zeln.

«Der jüdische Schabbat, der christ­li­che Sonntag, der gewerk­schaft­li­che Ruhetag und das öko­lo­gi­sche Brach­jahr sind geradezu Ausdruck der Wert­schät­zung von Arbeit.»

Fotos: Katalin Déer

Fotos: Peter Schütz

Erinnerungen

Das Thema der Kulturlandsgemeinde 2011 zum Wandel von Arbeits­wel­ten hat nichts an Bedeutung verloren, im Gegenteil: Arbeit als Quelle von Sinnstiftung, Inspi­ra­tion und Kre­a­ti­vi­tät einerseits, und Arbeit in Hektik und Monotonie sowie Über- und Unter­for­de­rung am Arbeits­platz andererseits. Mein Plädoyer, dass es wichtig ist, Arbeitstätigkeit für einen Tag in der Woche bewusst zu (unter-)brechen, bezog ich aus der zivilisationsgeschichtlichen Erfahrung: der jüdische Schabbat, der christliche Sonntag, der gewerkschaftliche Ruhetag und das ökologische Brachjahr sind geradezu Ausdruck der Wertschätzung von Arbeit. Inzwischen aber stehen wir vor der digital getriebenen Frage, ob es künftig überhaupt noch menschliche Arbeit geben und sie weiterhin wertgeschätzt wird.

Jacques Picard, Emeritus für Allgemeine und Jüdische Geschichte und Kulturen in der Moderne an der Universität Basel

Als Begleiter für die Grafik und Inszenierung vor Ort seit frühester Stunde konnten wir aus nächster Nähe das Erwachsen der Kulturlandsgemeinde aus der Idee zum regelmässigen Kultur-Anlass miterleben. Es war immer wieder Improvisationstalent gefragt, um der Szenografie der Veranstaltung vor Ort das nötige Gewicht zu verleihen. Das hat uns Grafiker aus der Komfortzone von Bildschirm, Raster und Regeln gelockt: Raus ins Wetter, an Orte, durch die man höchstens vielleicht mal durchgefahren ist, mit der Aufgabe an diesem Flecken ein Zeichen zu setzen, dass hier etwas Aussergewöhnliches stattfinden wird. Diese gemeinschaftlichen Ausflüge im Kontext der Kulturlandsgemeinde haben uns neue Perspektiven, neue Reflektionen zu diesen Orten, Landschaften und nicht zuletzt wichtige Begegnungen mit Menschen verschafft, die unser Verständnis des Kantons neu geprägt haben: eine Erfahrung, die wir nicht missen wollen.

Jürg Waidelich und Sascha Tittmann, Büro Sequenz

Mitwirkende

Melinda Nadj Abonji
Urs Alder
Werner Alder
Chris­tine Ax
Lynn Blatt­mann
Ina Boesch
Karin Bühler
Eva Fei­er­abend
Urs Fritz
Ingrid Grave
Barbara Gug­gen­bühl
Alex Hanimann
Ines Honsel
Jurczok 1001
Thomas Kapiel­ski
Angela Kuratli
Felix Lehner
Daniel Merz
Esther Nie­der­mann
Ursula Palla
Jacques Picard
Claudia Roemmel
Kathrin Röggla
Hans Ruh
Anina Schenker
Franz Schult­heis
Rudolf Stämpfli
Rudolf H. Strahm
Hansjörg Walter

Konzeptgruppe

Suzette Beck
Margrit Bürer
Heidi Eisenhut
Gisa Frank
Han­spe­ter Spörri
Lars Thoma

Die Künst­le­rin­nen Karin K. Bühler und Ursula Palla era­r­bei­te­ten im Vorfeld mit foto­gra­fi­schen Mitteln künst­le­ri­sche Per­spek­ti­ven auf das Thema und ein the­ma­tisch pas­sen­des Film­pro­gramm wurde in den Kinos in Heiden und Herisau gezeigt.

Am Samstag boten ver­schie­dene Werk­stät­ten Ein­bli­cke in künst­le­ri­sche, gewerb­li­che und indus­tri­elle Arbeits- und Ent­wick­lungs­pro­zesse: in das Hack­brett­bauen mit Werner Alder, die Ent­wick­lung eines The­a­ter­stücks mit Ines Honsel, die Gestal­tung von Holz­schnitt-Pik­to­gram­men mit Angela Kuratli und Urs Fitz, die Lauf­bahn­be­ra­tung mit Esther Nie­der­mann, Eva Fei­er­abend und Barbara Gug­gen­bühl, das Kunst­gies­sen mit dem Team des Sit­ter­werks und das Ent­span­nen mit Claudia Roemmel. Bei vier Platt­form-Gesprä­chen wurde über his­to­ri­sche, kul­tu­relle, gesell­schaft­li­che und wirt­schaft­li­che Per­spek­ti­ven auf Arbeit debat­tiert: Es ging um den Wandel der Arbeits­wel­ten, um Kunst als Arbeit als Kunst, um Sinn von Arbeit und Sorgen rund um die Arbeit, und um Optionen der Arbeits­welt von morgen. Am Sams­tag­abend wurde in Zusam­me­n­a­r­beit mit Fantoche, dem inter­na­ti­o­na­len Festival für Ani­ma­ti­ons­film in Baden ein the­ma­ti­sches Programm mit inter­na­ti­o­na­len und Schwei­zer Kurz­fil­men gezeigt.

Am Sonntag trafen sich die Kul­tur­lands­ge­meinde-Besucher:innen zu einer Führung im Sit­ter­werk, die Send­schrift wurde verlesen und die Autorin und Buch­preis­trä­ge­rin Melinda Nadj Abonji, musi­ka­li­sche beglei­tet von Jurczok 1001 las aus ihrem Buch «Tauben fliegen auf». Das Publikum wählte die Hand der Kul­tur­lands­ge­meinde 2011, aus den am Vortag in der Werk­statt ent­stan­de­nen Gips­hände. Die Siegerin erhielt ihre Hand von der Kunst­gies­se­rei in Bronze gegossen.

Computer
Fabrik
Haus
Hammer
iPhone
Säge
Uhr
Sprechblasen
Im Land der Fremden

Um unsere Website für Sie optimal gestalten zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies und der Datenschutzrichtlinie zu. Mehr erfahren