Im Land der Fremden
kKL 10, Trogen
Migration, moderne Nomaden und die Grenzzäune im Kopf
Das politisch-kulturelle Mini-Festival wurde 2010 «nomadisch» in einem weitgespannten Sinn: Thematisch «Im Land der Fremden» unterwegs fragte die sechste kleine Kulturlandsgemeinde im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen während zwei Tagen nach den Formen und Gründen und Folgen von Migration und Unterwegssein. Wie behaupten sich Fremdes und Eigenes, wo geschieht Abgrenzung und Ausgrenzung, und wo Assimilation, welche Grenzzäune braucht und verträgt das «globale Dorf», welches Glück fügt der fremde Blick dem Eigenen bei?
«Bis dahin hatte ich den Kanton Appenzell Ausserrhoden nur als Wanderland gekannt, doch in jenem Jahr lernte ich ihn als lebendiges kulturelles Biotop kennen.»
Erinnerungen
Vom fremden zum vertrauten Land: Als ich an der Kulturlandsgemeinde von 2010 über Fremde, Flüchtlinge und Nomaden sprach, wusste ich noch nicht, wie sehr ich mich in diesem appenzellischen «Land der Fremden» einst wohlfühlen und wie vertraut mir dieses vormals unbekannte Kulturland werden würde. Bis dahin hatte ich den Kanton Appenzell Ausserrhoden nur als Wanderland gekannt, doch in jenem Jahr lernte ich ihn als lebendiges kulturelles Biotop kennen: So präsentierten sich in Trogen internationale Schriftsteller neben lokalen Künstlerinnen, trafen ortsansässige Kulturtäterinnen auf angereiste Kulturinteressierte und schwang manch einer und manch eine die Beine zu afrikanischen Rhythmen. Ab dann lockten mich die gehaltvollen und künstlerisch hochstehenden Programme regelmässig zu einer Reise in einen Kanton, der mir zunehmend zu einer meiner kulturellen Heimaten werden sollte.
Wir hatten uns sehr gefreut, als wir 2010 den Wettbewerb für das neue Erscheinungsbild der Kulturlandsgemeinde gewonnen haben. Im Laufe der Jahre hat sich eine lebendige Grafik entwickelt und ein ganzes Zeichen-Alphabet ist entstanden. Im Rahmen des Transformationsprojektes begleiten wir die Kulturlandsgemeinde seit 2021 in die digitale Zukunft. In Zusammenarbeit mit Jonas Huber entstand eine neue partizipative Website. Wir haben viele engagierte Menschen kennengelernt, welche das Festival lustvoll gemeinsam organisieren und gestalten.
Mitwirkende
Daouda Coulibaly & Catchina
Daniel de Roulet
H.R. Fricker
Heiner Hastedt
Dževad Karahasan
Jakob Kern
Petra Elena Koehle
Hubert Matt
Mahir Mustafa
Nicolas Vermot Petit-Outhenin
Simone Prodolliet
Konzeptgruppe
Karin Bucher
Margrit Bürer
Heidi Eisenhut
Matthias Kuhn
Hanspeter Spörri
Peter Surber
Lars Thoma
Die Kulturwissenschaftlerin Ina Boesch, der Künstler H.R. Fricker, der Uno-Mitarbeiter Jakob Kern, der Philosoph Heiner Hastedt sowie die Migrationsspezialist:innen Simone Prodolliet und Mahir Mustafa hielten Inputreferate und diskutierten ihre Gedanken anschliessend mit den Besucher:innen der Kulturlandsgemeinde in Workshops. Das Künstler:innenduo Petra Elena Koehle und Nicolas Vermot sowie der Künstler Hubert Matt hatten die Region um Trogen bereits im Vorfeld der Kulturlandsgemeinde mit «fremdem Blick» und in Zusammenarbeit mit zwei Trogener Schulklassen erkundet und zeigten ihre Resultate in der Ausstellung «Walks and Views». Am Samstagabend luden der Musiker Daouda Coulibaly und seine Band Catchina zu Konzert und Tanz.
Am Sonntag hielt der Autor und Theaterschaffende Dževad Karahasan ein Referat und der Autor Daniel de Roulet berichtete von seinen Beobachtungen am ersten Festivaltag. Die Sendschrift zur kKL 10 wurde im Anschluss durch die UNESCO als Beitrag zum Jahr der Annäherung der Kulturen anerkannt.
- Programmflyer 2010
- Sendschrift 2010 (deutsch)
- Sendschrift 2010 (französisch)
- Sendschrift 2010 (englisch)
- Sendschrift 2010 (arabisch)
- Obacht Kultur Sonderausgabe 2/2010 inkl. Sonntagsrede von Dževad Karahasan «Ich und du oder: das dramatische Kultursystem von Bosnien»
- Referat von Ina Boesch «unterwegs: flüchtig und flexibel»
- Beitrag von arttv